16. Vampirbesuch zu Halloween

Pünktlich zu Halloween hat die Zottelfrau einen kleinen verunglückten Vampir auf der Dachbodentreppe gefunden. Ist das Helfersyndrom einmal geweckt, wird der Kleine natürlich gleich mitgenommen. Er hat erst mal sehr viel durst, aber fliegen kann oder möchte er auch zu später Stunde nicht. Also bleibt er einen Tag in einem kleinen gebastelten Fledermaushaus.

Während der kleine Vampir sich erholen soll, liest Frauchen ein bisschen im Internet über Fledermäuse nach. Dass überall geschrieben steht, dass man Fledermäuse nur mit Handschuhen anfassen soll, nimmt sie wie so oft einfach nicht ganz wahr. Das „Warum“ dahinter ebenso nicht. Ich mische mich erst mal nicht ein, auf mich hört sie ja sowieso nicht.

Die Fledermaus möchte einen Tag später immer noch nicht fliegen und fressen auch nicht so richtig. Beim Fütterungsversuch verfehlt sie auch noch ihre Beute und erwischt die Zottelfrau an der Handinnenfläche. Zwischenzeitlich hat Frauchen eingesehen, dass die kleine Fledermaus zu jemandem sollte, der sich wirklich damit auskennt. Sie hat auch schon Kontakt mit einer Frau aufgenommen, die sich offiziell und professionell um Fledermäuse kümmert. Vereinbart wird ein weiterer Auswilderungsversuch am selbigen Abend. Nachdem der Zwerg auch davon nichts hält, übergeben ihn die Zottelfrau und die stomlinienförmige Tante an die Fledermauspflegefrau.

Richtig chaotisch wird die Geschichte erst jetzt, als die Fledermauspflegefrau erfährt, dass es einen Biss gab. Sie schlägt nämlich TOLLWUTALARM!! Ja, in der Tat sind Fledermäuse immer noch die nahezu einzigen Tollwutüberträger hierzulande.

Sie schickt die Zottelfrau (mit Nachdruck) sofort ins Zentralklinikum zum Impfen. Das Drama beginnt… Frauchens Gesichtsfarbe wechselt von normal zu schneeweiß und geht dann ins grünliche über. Nicht etwa wegen der Tollwut, nein wegen der bevorstehenden Spritze. Während die Zottelfrau so tut als wäre nichts, wird die stromlinienförmige Tante immer hysterischer und zwingt Frauchen ins Auto zu steigen. Ich beobachte dieses Schauspiel nur, ich darf nämlich nicht mit ins Krankenhaus. Welche lustigen Farben Frauchens Gesicht erst noch angenommen hat, als der Arzt erklärt dass für eine aktive Tollwutimpfung ca. 7 Spritzen nötig sind, kann ich daher nur erahnen…

Es gab wohl eine angeregte Diskussion zwischen den anwesenden Ärzten. Der Biss hat nicht geblutet, die Bissstelle lies sich auch nicht mal mehr zu 100% als solche identifizieren.  Da die Zottelfrau mittlerweile vor Angst auf dem Stuhl sitzend ins Wachkoma gefallen war, erklären sie der stromlinienförmigen Tante dass eine aktive Tollwutimpfung nur direkt in die Wunde erfolgen kann. Wunde ist aber keine zu erkennen. Am Ende einigen sich alle, dass die kleinen Zähnchen gar nicht erst durch die Hornhaut gekommen sind und sprechen die Zottelfrau von der Tollwut frei.

Hast du mal wieder Glück gehabt, Frauchen. Glück, und einen netten Hund, der dank konsequentem Leinengezerre einen flächendeckenden Hornhautschutz an den Händen erzeugt hat. Wir beobachten die Zottelfrau noch einige Wochen, sie zeigt Gott sei Dank keine größeren Verhaltensauffälligkeiten als sonst auch. Dem fluglahmen Vampir geht es übrigens auch sehr gut in seinem Winterhotel.

Auch wenn bereits auf jeder Feldermausseite davor gewarnt wird, möchte ich es hier nochmal sagen: 
Fledermäuse, wenn überhaupt bitte nur mit Handschuhen oder einem Tuch anfassen!
Die kleinen Vampire können nämlich nicht über die Schluckimpfung, die die Wildtiere seit Jahren bekommen, immunisiert werden. Deswegen sind manche von ihnen auch heute noch mit der Tollwut infiziert.
Gut, wenn man darüber informiert ist…

 


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